AGDF bringt Resolution im Kirchentag zu Freiwilligendiensten ein
Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat in den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover eine Resolution eingebracht, wonach begrüßt werden soll, dass die künftige Bundesregierung keinen neuen Pflichtdienst plant, sondern die Freiwilligendienste stärken will. Zugleich soll die Bundesregierung aber auch aufgefordert werden, dafür zu sorgen, dass alle junge Menschen über die Möglichkeit eines Freiwilligendienstes informiert werden. Auch soll die finanzielle Förderung eines Freiwilligendienstes so gestaltet werden, dass sich alle jungen Menschen diesen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft leisten können. Und den Trägern der Freiwilligendienste soll eine Rechtssicherheit gegeben werden, dass bei einem unterschriebenen Vertrag der Freiwilligendienst mit angemessener pädagogischer Begleitung gefördert werde. Insgesamt soll den Freiwilligendiensten auf diese Weise eine höhere Anerkennung zuteilwerden, hofft die AGDF.
Die AGDF nimmt dabei die Perspektive junger Menschen in den Blick, da diese von den Einschränkungen aufgrund vieler Krisen wie Covid19, Kriege und Klimawandel stark betroffen waren und sind. Ein Pflichtdienst würde nach Ansicht des Friedensverbandes ihre Lebensgestaltung sehr beeinflussen, auch würden Pflichtdienste für immense Kosten, neue bürokratische Strukturen, eine Schwächung der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft sowie für neue Ungerechtigkeiten sorgen. Junge Menschen gingen zunehmend auf Distanz zur Regierungspolitik, warnt die AGDF.
Freiwilligendienste würden nach Ansicht der AGDF den jungen Menschen dagegen sinnvolle Tätigkeiten, Wertschätzung, Anerkennung und persönliche Qualifizierung für die Zukunft bieten. Daneben würden Freiwilligendienste einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Stärkung der Demokratie und im internationalen Bereich zum interkulturellen Austausch leisten. Der Friedensverband ist überzeugt davon, dass die Zahl der Freiwilligen auf 200.000 verdoppelt werden könnte, wenn die Rahmenbedingungen verbessert würden.
Die Resolution soll in der Veranstaltung „Ich: Viele Möglichkeiten (m)ein Weg“ am Freitag, 2. Mai, in Hallo 16 auf dem Messegelände in der Zeit von 11 bis 13 Uhr beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover zur Abstimmung gestellt werden.
Christlicher Friedensruf aus Hannover: Gottes Wort ruft uns, friedensfähig zu werden
Christinnen und Christen haben von Hannover aus einen Friedensruf an Kirche, Politik und Gesellschaft gerichtet. Unter Verweis auf das Christus-Wort „Selig sind, die Frieden stiften“, in Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und auch angesichts der aktuellen Kriege, die eine Mahnung seien, machen die Christinnen und Christen deutlich: „Gottes Wort ruft uns, friedensfähig zu werden.“ Verabschiedet wurde der „Christliche Friedensruf“ von einer unabhängigen Friedenssynode beim Ökumenischen Friedenszentrum in Hannover.
„Das ist ein gutes Zeichen: Das Volk Gottes kommt zusammen, und fordert auf zum Frieden“, so Margot Käßmann, die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und frühere hannoversche Landesbischöfin, die Schirmfrau der Friedenssynode ist. Und Susanne Büttner, eine der Initiatorinnen des Ökumenischen Friedenszentrums und der Friedenssynode, macht deutlich: „Wir wollen Orientierung geben und dies christlich begründen. Dieser Friedensruf ist eine Zusammenfassung unserer Argumente.“
„Dieser Friedensruf ist Ausdruck, mutig, stark und beherzt für den Frieden einzutreten und gegen Krieg und die Militarisierung der Gesellschaft einzutreten“, unterstrich auch Professor Dr. Jörg Barthel, ebenfalls Initiator des Friedenszentrums und des Friedensrufs. Dieser Ruf aus Hannover solle nun in Kirche und Gesellschaft wirken. „Er soll in die Gemeinden gehen, als Impuls und zur Diskussion, damit nicht mehr geschwiegen wird in unserer Kirche“, so Margot Käßmann.
Der Friedensruf betont das Tötungsverbot aus den Zehn Geboten, das auch angesichts von Krieg und Gewalt gelte, da in jedem getöteten Menschen ein Ebenbild Gottes sterbe. Gleichzeitig widerspricht der Friedensruf, dass Aggressoren militärisch zu Verhandlungen gezwungen werden müssten. Vielmehr verlange Christus, die Feinde zu lieben, was nicht bedeute, dass Unrecht und Aggression hinzunehmen seien, aber verlange, sich von vereinfachendem Gut-Böse-Denken zu lösen und die eigene Mitverantwortung für die Entwicklung von Konflikten zu erkennen.
Die „Zeitenwende“, von der derzeit die Rede ist, ereigne sich für Christinnen und Christen in Jesus Christus, betont der Friedensruf. Daher könne nicht auf die Gewalt von Waffen, sondern auf Diplomatie und gewaltfreien Widerstand gesetzt werden. Klar widersprochen wird der Ansicht, Gewaltverzicht sei naiv, unrealistisch und unvernünftig, da Jesus den Menschen die Vernunft eines Gewaltverzichtes gelehrt habe, der die Spirale der Eskalation durchbreche. Dabei unterstreicht der Friedensruf auch die Solidarität mit allen, die den Kriegsdienst verweigern oder sich ihm entziehen, da Kriegsdienstverweigerung ein Menschenrecht sei.
Nach Ansicht des Friedensrufes ist eine Wirtschaft, die das Gemeinwohl sowie den Umwelt- und Klimaschutz in den Mittelpunkt stelle, Voraussetzung für den Frieden. Und im Friedensruf wird der Auffassung widersprochen, die Gesellschaft müsse kriegstüchtig und der Frieden durch Aufrüstung gesichert werden. Das Ziel sei vielmehr, friedensfähig zu werden. „Wer Frieden will, muss Frieden üben. Wir beten und arbeiten für eine Kirche, die den Frieden Jesu Christi bezeugt und ausbreitet. Wir treten ein für eine Welt ohne Gewalt. Wir ermutigen uns gegenseitig zu einer Praxis des Friedens – im Vertrauen auf Gottes Frieden“, so der Friedensruf aus Hannover.
Jochen Cornelius-Bundschuh: Nach dem Friedensruf aus Hannover beginnt nun die Arbeit
Der „Christliche Friedensruf Hannover 2025“ sei verabschiedet, nun beginne aber erst die Arbeit. Dies betonte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Jochen Cornelius-Bundschuh, in einem Impuls beim Ökumenischen Friedenszentrum während des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hannover. Dabei machte er deutlich, dass auf dem Weg zum Frieden Geduld, Mut und Hartnäckigkeit nötig sei, ebenso die Fähigkeit, Ambivalenzen auszuhalten. Dabei gebe die Friedensbewegung Gottes dem Friedenshandeln als Christenmensch Kraft und Richtung, unterstrich der frühere badische Landesbischof in Hannover.
„Unsere Perspektiven werden auf Widerspruch stoßen. Manche werden uns vorwerfen, dass wir naiv sind und in den achtziger Jahren steckengeblieben. Dass das nicht stimmt, werden wir in den inhaltlichen Auseinandersetzungen deutlich machen müssen. Andere werden unsere christlichen Grundlagen als unrealistisch oder fundamentalistisch in Frage stellen; wir werden öffentlich verständlich Rechenschaft geben müssen über die Hoffnung, die uns ist“, gab Jochen Cornelius-Bundschuh zu bedenken. Und machte deutlich: „Wir wollen mit diesem Ruf nicht Recht behalten; wir wollen, dass sich viele Füße in Kirche und Öffentlichkeit in Richtung Frieden bewegen.“
Es gelte, das Gespräch über den Frieden zu suchen. Und wenn es konkret werde, beginne der Streit, mahnte der AGDF-Vorsitzende. Doch friedensfähig werden, heiße, sprach- und handlungsfähig werden in Konflikten.
Gottes Friedensbewegung schaffe, erhalte und ringe um diese Erde und das Leben auf ihr, meinte Jochen Cornelius-Bundschuh überzeugt. Gott bringe Shalom, einen umfassenden Frieden in die Welt. Dazu gehöre ein Leben in Würde und Freiheit, der Schutz vor Gewalt, die Sicherung internationalen Rechts, der Abbau von Ungerechtigkeit und Not, die Sicherung des Lebens zukünftiger Generationen und die Bewahrung der Mitwelt, verdeutlichte der AGDF-Vorsitzende.
Dies begrenze die Menschen im Ringen um Macht, fügte der frühere Landesbischof hinzu. Daher gelte es, menschliche Grenzen anzuerkennen, aber auch die Freiheit wahrzunehmen, nüchtern hinzuschauen und sich des Verstandes zu bedienen, gab er zu bedenken. Doch eins bleibe auch deutlich: „Gottes Friedensbewegung drängt uns auf den Weg des Friedens.“
Dabei erhebe Gottes Friedensbewegung die Niedrigen und stürze die Mächtigen vom Thron. „Wer einen gerechten und nachhaltigen Frieden fördern will, muss über die Verteilung von Macht und Ressourcen reden und Autokraten und Oligarchien widerstehen“, so Jochen Cornelius-Bundschuh. Hier gelte es, jede einzelne Person im Blick zu behalten und auf Entfeindung zu zielen, sich gegen die Aufteilung der Welt in Freund und Feind zu wehren.
Um dies alles zu erreichen, brauche es Räume, in denen geistliche Praxis das Denken und Handeln der Menschen unterbreche. Dies sei die erste und wichtigste Aufgabe der Kirche, so der AGDF-Vorsitzende. Hier könnten Menschen über Frieden ins Gespräch kommen, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung seien. „Es geht darum, das Verstummen zu überwinden“, so Jochen Cornelius-Bundschuh. Und es gelte, die Menschen zu sehen und die Opfer zu Wort kommen zu lassen, statt nur Zahlen über Rüstungsausgaben, Soldaten, Tote und Verletzte zu betrachten.
Wichtig ist für den AGDF-Vorsitzenden, für den Frieden zu bilden und in zivile Konfliktbearbeitung einzuüben. In Betrieben, in Schulen, in Institutionen, zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Und weiter: „Wir setzen uns für eine regelbasierte internationale Ordnung und die Stärkung entsprechender Organisationen ein“, betonte der frühere Landesbischof. Wer mittel- und langfristig zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden beitragen wolle, müsse sich schon heute dafür einsetzen, so Jochen Cornelius-Bundschuh.
Und wenn Krieg sei, wie jetzt nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, Dann würden militärische Optionen in den Vordergrund gedrängt, was aber auch dazu führe, dass militärisches Handeln als Reaktion auf eine Aggression in eine Sackgasse führe. „Es ist deshalb die vordringliche politische Aufgabe, die Dominanz des Militärischen einzuhegen. Dazu gehört eine klare Absage etwa an die Drohung mit und die Verwendung von Atomwaffen, Streubomben oder Landminen und eine eindeutig defensive Ausrichtung, die Verpflichtung zur Einhaltung internationalen Rechts und die Verankerung des eigenen Handelns in internationalen Strukturen“, machte Jochen Cornelius-Bundschuh deutlich. Und immer wieder andere als militärische Handlungsoptionen mit Ressourcen zu hinterlegen und ins Spiel zu bringen. „Nur so lassen sich Friedensperspektiven über den Krieg hinaus entwickeln. Denn ein gerechter Frieden lässt sich militärisch weder erreichen noch sichern; nur eine für alle Seiten akzeptable zivile Lösung schafft einen nachhaltigen Frieden“, unterstrich der AGDF-Vorsitzende in Hannover.
Vortrag und Diskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe " Wege zu einer Kultur des Friedens"
»Kriegswirtschaft in Deutschland und Europa - Wem nutzt die Fokussierung der Wirtschaft auf Kriegswirtschaft?«
Donnerstag, 10. April 2025- 19.00 Uhr
Haus der Kulturen,Am Nordbahnhof 1A, 38106 Braunschweig
Vortrag und Diskussion mit Jürgen Wagner
Produzierende Wirtschaftsunternehmen in Deutschland leiden unter der kriegsbedingt verteuerten Energie, Zölle erschweren den Export, die Autoindustrie hat Absatzprobleme, Werften drohte das Aus. Tausende von Arbeitsplätzen sind gefährdet …. Die Aufrüstung der Bundeswehr für den Kriegsfall und für die Landesverteidigung ist eine Chance für die Wirtschaft. Die Industrie betrachtet Militarisierung zunehmend als Ausweg aus der Wirtschaftskrise. Das fehlende Geld ist durch die beschlossene Aufhebung der Schuldenbremse unbegrenzt vorhanden. Europas Rüstungstendenzen und das Interesse der Wirtschaft lassen uns um den Erhalt des Friedens in Europa bangen. Wir bitten Jürgen Wagner die Zusammenhänge aufzuzeigen, die wir nur zerlegt als Einzelnachrichten aus den Medien erhalten.
Jürgen Wagner, arbeitet bei der IMI (Informationstelle Militarisierung e.V.). Die Informationsstelle Militarisierung e. V. (IMI) wurde 1996 von mehreren Personen aus dem linksalternativen Spektrum der Neuen sozialen Bewegungen, insbesondere der Friedensbewegung, unter anderen von Tobias Pflüger initiiert. Der Sitz des gemeinnützigen Vereins ist Tübingen. Sie gibt regelmäßig Studien, Analysen und kurze Factsheets zu militärischen und politischen Themen heraus.
Frieden lernen und erleben
Der Friedensort Antikriegshaus Sievershausen ist ein anerkannter Friedensort der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers