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Christoph Emmelius spricht im Antikriegshaus über Erasmus von Rotterdam

Bericht von Berndt Waltje

Christoph Emmelius, langjähriges Vorstandsmitglied im Antikriegshaus, hat am 11. Juni einen hochinteressanten Vortrag zu Erasmus von Rotterdam gehalten. Erasmus, ein etwas älterer Zeitgenosse Luthers, war ein entschiedener Gegner von Dogmatismus und Gewalt, ein Mann des Ausgleichs, der sich keinem politischen Lager der Zeit zuordnen lassen wollte und sich in zahllosen Briefen und Schriften der Vermittlung und Versöhnung widmete. Trotz aller Kritik an der Papstkirche, die er auch in satirischen Schriften wie „Julius vor der verschlossenen Himmelstür“ oder „Lob der Torheit“ ausdrückte, trat er für die Einheit der Kirche ein und wollte Luther nicht in dessen Radikalität folgen.

Dabei war er ein konsequenter Verfechter des Friedens. 1517, im Jahr des Lutherschen Thesenanschlags, veröffentlichte Erasmus „Die Klage des Friedens“ anlässlich einer geplanten Friedenskonferenz im nordfranzösischen Cambrai, zu der alle Herrscher Europas geladen waren. Er sprach sich für eine starke Trennung der Kirche von allem Militärischen aus – Julius II., bis 1513 Papst, führte Krieg zur Ausdehnung seiner Macht - und rief die weltlichen Fürsten dazu auf, gewalttätige Auseinandersetzungen zu vermeiden. Für ihn gab es keinen „gerechten Krieg“, wobei er zugestand, dass europäische Herrscher sich gegen die Türken verteidigten. Gewalt und Krieg war für ihn das Übel schlechthin, und er plädierte dafür, gewisse Mißstände eher zu ertragen als mit Gewalt zu bekämpfen. Der Mensch sei für Freundschaft und Wohltätigkeit geschaffen, seine natürliche Ausstattung lasse erkennen, dass er nicht für Kampf und Gewalttätigkeit bestimmt sei. Aber auch ökonomisch seien Kriege einfach widersinnig, ihre Kosten überstiegen jeglichen eventuellen Nutzen. Er plädierte für Institutionen der Streitschlichtung und war damit ein früher Verfechter der zivilen Konfliktbearbeitung, für verbindliche Regeln, also quasi ein Völkerrecht, das sich am Gemeinwohl orientiert. In seiner pazifistischen Haltung ist Erasmus hochaktuell, werden doch noch heute Kriege als „gerecht“ und „unvermeidlich“ bezeichnet, obwohl sie in keinem Fall den Menschen dienlich sind, sondern nur Tod und Verderben bringen.

Seiner eigenen Zeit war Erasmus voraus, seine Friedensbemühungen und sein Pochen auf Vernunft trugen nur wenig Früchte. Ebenfalls 1517 gab es handschriftlich schon „Il Principe“, das Hauptwerk Macchiavellis mit den Grundsätzen der Staatsräson, die beinhalten, dass ein Herrscher „die Gesetze der traditionellen Moral verletzen“ können müsse, um seine Herrschaft aufrechtzuerhalten. Um wieviel freundlicher klingt da doch das Streben von Erasmus nach Frieden und Einmütigkeit auf der Grundlage des Gemeinwohls.

Trotz des Eintauchens in eine 500 Jahre alte Geschichte war der Vortrag von Christoph Emmelius kurzweilig und lehrreich. Die etwas 50 Zuhörer*innen erlebten einen Redner, der sein Wissen gut vermittelte und zudem sein Referat abwechslungsreich gestaltete, indem er zwischendurch zusammen mit seiner Frau Textpassagen aus den Werken des Erasmus vortrug, die einen guten Eindruck von dessen Redekunst vermittelten.

 

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